September 21, 2021

Den Frugalisten nachgemacht – 5 Strategien für Familien

Wenn man eine Familie gründet, ist man sich oft nicht wirklich bewusst, welche Kosten wirklich auf einen zukommen. Zum Glück gibt es das Kindergeld und die Windeln und Gläschen sind erst einmal bezahlt. Doch sobald die Familie wächst und die Kinder größer werden, zieht das Ausgaben-Chaos mit ein. Plötzliche Ausgaben für diverse Kindergeburtstage, auf die die Kinder eingeladen werden mischen sich mit unvorhergesehenen Schulausgaben, Schwimmkursgebühren und Zeitschriften-Abos. Ältere Kinder ziehen nicht mehr Alles an, was ihnen vorgelegt wird und brauchen auf einmal ganz dringend Computer & Co. Unzählig verschiedene, unberechenbare Ausgaben ins Budget einzuplanen fällt immer schwerer. Und „Nein“ zu sagen erst recht. Die Sparziele sind nur noch schwer zu erreichen. Um einen Weg herauszufinden aus der Misere lohnt es sich, ein paar Tipps einzuholen von Leuten, die das Sparen perfektioniert haben, den Frugalisten.

Hast Du schon von den Frugalisten gehört?

Die Frugalisten sind eine faszinierende Gruppe von Menschen, die sich zum Ziel gesetzt haben, 50-60% ihres Einkommens zu sparen, um möglichst früh in Rente gehen zu können. Das erreichen sie, wenn sie das 25-fache ihrer jährlichen Ausgaben angespart haben und entsprechend anlegen. Ihr Geld sollte für die Rente reichen, wenn sie jeweils 4% im Jahr zum Leben herausnehmen und das Geld durch die 7% angenommene Zuwachsrate pro Jahr am Aktienmarkt wieder erspart wird. Frugalisten sparen also wie die Weltmeister und haben eine tolle Faustregel entwickelt, sich für den Verzicht zu motivieren: die 173 bzw. 752 Regel. Sie denken nicht nur daran, was eine Ausgabe heute bedeutet. Sie berechnen sich, was die Ausgabe in den 10 Jahren bedeutet, in denen das Geld nicht mehr zu 7% im Jahr angelegt werden kann. Dazu multiplizieren sie monatliche Ausgaben einfach mit 173 und wöchentliche mit 752. Mit dieser Rechnung fällt es leichter, Versuchungen zu widerstehen und unnötige Ausgaben zu streichen. Wenn Du Dir z.B. heute die 60€ Fitnessstudio im Monat einsparst, hast Du in 10 Jahren 10380 Euro mehr oder kannst ein paar Monate früher in Rente gehen.

Ein Haushaltsbuch ist für Frugalisten die Basis

Wer sich an den Frugalisten orientieren will, schreibt jede einzelne Ausgabe haarklein auf. Vor allem bei größeren Familien lohnt es sich, zu verstehen, wo das Geld eigentlich hingeht. Per Excel oder App tragen beide Partner (oder Erziehende und Jugendliche) gemeinsam – entweder sofort oder nachträglich anhand von Kassenzetteln und Bargeld-Notizen – alles in das Haushaltsbuch ein, was ausgegeben wurde. Die bloße Angewohnheit trainiert bereits zum Nachdenken, ob eine Ausgabe tatsächlich nötig ist. Außerdem kann man so nach einer gewissen Zeit ein verlässlicheres Budget aufstellen und anfangen, für die Zukunft zu planen. Für Familien lohnt es sich, eine Kategorie „Unvorhergesehenes“ ins Budget einzufügen, damit der Frust nicht bei jeder ungeplanten Kleinigkeit hochsteigt.
Wenn Einem ersichtlich wird, wieviel man ausgibt und wo man sogar noch optimieren kann, hat man den Hebel gefunden. Man kann einfach ausrechnen, was man zum Sparen und Anlegen zur Verfügung hat. Automatisierten ETF-Sparplänen haben zahlreiche Vorteile. Indem man sie nutzt, macht man es den Frugalisten nach und legt einen möglichst großen Teil des Einkommens für das Alter an.

Die Umschlag-Methode – ein selbstregulierendes Instrument

Eine sehr radikale aber effektive Methode habe ich durch meine Familie aus den USA kennengelernt. Anstelle eines Haushaltsbuchs heben sie das gesamte Geld, das in einem Monat ausgegeben werden darf, vom Konto ab und teilen es in verschiedene Umschläge auf. Keiner in der Familie benutzt eine Karte zur Bezahlung. Wenn etwas beispielsweise auf Amazon bestellt werden muss, nehmen sie den Betrag aus dem passenden Umschlag und legen es beiseite, so dass es irgendwann gesammelt wieder auf das Konto eingezahlt werden kann. Kassenzettel werden ebenfalls in den Umschlägen aufgehoben. So verlieren sie nie den Überblick und geben so gut wie nie ungeplant zu viel Geld aus. Sollte in einer Kategorie plötzlich mehr Geld benötigt werden, muss es durch das Geld aus einem anderen Umschlag ausgeglichen werden. Abonnements schließen sie dadurch sehr bewusst ab, da dann in einem Umschlag monatlich weniger Geld vorhanden sein muss. Dieses System macht sie noch lange nicht zu Frugalisten, da sie trotzdem Geld für Unnötiges ausgeben. Aber ihre Disziplin würde von Frugalisten bestimmt applaudiert werden.

Frugalisten trennen Ausgaben für Lebensglück von Ausgaben für schlechte Angewohnheiten

Viele Ausgaben passieren aus Gewohnheit oder Faulheit. Frugalisten hinterfragen so etwas genau. Muss es sein, dass man jeden Tag auf dem Weg zur Arbeit einen Milchkaffe beim Bäcker kauft? Nur weil man es schon immer getan hat und weil man morgens keine Lust hat, sich zuhause einen zu brühen und im Thermo-Becher mitzunehmen? Einen Milchkaffe täglich zu streichen erscheint kleinlich, doch wenn man sich die 3,50 Euro auf den Monat hochrechnet, ergibt das 70 Euro. Und natürlich gibt es in einer Familie viele solcher Gewohnheiten. Auch der verpasste Stromanbieter-Wechsel und das Mittagessen im Restaurant gehören in diese Kategorie. Es lohnt sich, älteren Kindern diese Rechnung von Anfang an aufzuzeigen. Jede 100 Euro, die ausgeben und nicht angelegt werden, bedeuten viel mehr Jahre Arbeit.
Natürlich kann und soll man nicht Alles streichen. Schon gar nicht die Dinge, die die Familie wirklich glücklich machen – wie das Eis an einem Sommertag am See. Aber zu hinterfragen und Gewohnheiten zu ändern, wo es nicht schmerzt, kann sehr lukrativ sein. Setzt euch in der Familie an einem Abend zusammen. Thematisiert die Frugalisten und ihre Rechenregel und untersucht gemeinsam, welche Ausgaben unnötig getätigt werden. Ihr werdet sehen, dass ihr gemeinsam sehr viel Sparpotenzial entdecken werdet.

Die großen Posten optimieren wie eine echte Frugalisten-Familie

Am meisten Sparpotential besteht bei den großen Ausgaben einer Familie wie bei der Wohnsituation. Natürlich stößt man hier bei einer großen Familie auch schnell an seine Grenzen. Ein gewisser Platz wird benötigt, Kinder umzuschulen kommt meist nicht in Frage. Wenn man gerade eine Familie gründet oder noch sehr kleine Kinder hat, könnte und sollte man jedoch unbedingt daran feilen. Wohnort und Größe der Bleibe sollten unbedingt so früh wie möglich überdacht werden. Frugalisten, die neuerdings aus dem Home Office arbeiten können, werden zuerst die teure Stadtwohnung los. Anbieter wie AirBnB werden genutzt, um die Wohnung unterzuvermieten, wenn man nicht da ist.
Weitere große Ausgabenposten für Familien sind Versicherungen, Autos, Familien-Urlaube, Kinderbetreuung und Lebensmittel. In den meisten Kategorien kann man wunderbar optimieren ohne dass es weh tut.

Raus aus dem Konsum, rein in ökologisches Denken

Zufriedenheit ist das höchste Gut für einen Frugalisten. Denn wer zufrieden ist, mit dem, was er hat, braucht weniger. Dann tut das Sparen auch überhaupt nicht weh. Ganz im Gegenteil. Es kann sehr befriedigend sein, der Konsumfalle zu entkommen. So wie in früheren Zeiten wieder mehr zu reparieren, statt es wegzuwerfen. Diese Einstellung spart nicht nur Geld, sondern ist auch ökologischer. Viele Dinge können viel öfter wieder verwendet werden als wir denken. Wer es sich zur Gewohnheit macht, YouTube Videos für Reparaturen zu nutzen und Möbel, Kleidung, Spielzeug etc. gebraucht zu kaufen, tut nicht nur Etwas für den Geldbeutel, sondern auch Etwas für unsere Umwelt. Ein Hoch auf alle Bastler! Nehmt Euch die Zeit, mit den Kindern gemeinsam Dinge zu reparieren und ihnen hinterher aufzeigen, was das Teil neu gekostet hätte. So werden Kinder schon früh ein konsumkritisches Verhalten entwickeln und im Idealfall zufriedener und finanziell versierter in ihre Zukunft starten.

Ich hoffe, ich konnte Euch inspirieren!

Eure Marie

P.S.: Wollt Ihr wissen, wer hinter Money Minds steckt? Dann besucht meine About-Page.

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