November 27, 2021

Inflation einfach erklärt – und wie man sein Erspartes schützen kann

Die Inflation ist derzeit eines unserer größten Probleme. Sie frisst unser Erspartes auf – und das so schnell wie schon lange nicht mehr. Insbesondere wenn wir größere Summen Geld auf dem Tagesgeld- oder Girokonto gespart haben, müssen wir jetzt wach werden. In diesem Post erkläre ich Euch in einfachen Worten, was Inflation eigentlich ist und wie Ihr Euch vor ihr schützen könnt.

Was ist Inflation?

Das Wort „Inflation“ kommt aus dem Lateinischen und bedeutet so viel wie „aufblähen“. Damit gemeint sind die Preise für Produkte, die sich in einer Wirtschaft mit Inflation aufblähen. Jedes Jahr verliert unser Geld an Kaufkraft, da die Preise steigen für das, was wir kaufen wollen. Auch wenn Prozentsätze wie 2% harmlos klingen, macht es leider sehr viel aus. Die Inflation verhält sich genauso exponentiell wie der Zinseszins (den wir so lieben), nur leider in gegenteiliger Richtung.

Wenn die Inflation beispielsweise 2% beträgt, kostet ein Korb voller Waren, der vor einem Jahr noch 1000 Euro kostete, nun 1020 Euro. Das bedeutet unser Geld ist eigentlich statt 1000 Euro nur noch 980 Euro wert, weil wir weniger damit kaufen können. Da die Inflation jedes Jahr existiert, frisst sie uns den Wert unseres Ersparten immer mehr weg. Schon nach 35 Jahren brauchen wir doppelt so viel Geld, um den gleichen Korb Waren zu kaufen. Wir müssen dann 2000 Euro dafür aufbringen. Die Kaufkraft hat sich halbiert.

Bei unserer Vermögensplanung fürs Alter müssen wir diesen exponentiellen Effekt unbedingt beachten. Wenn wir auf dem Aktienmarkt beispielsweise 7% Rendite erzielen, müssen wir die Inflation abziehen, um das reale Wachstum unseres Vermögens zu verstehen.

Und was ist Hyper-Inflation?

Es gab in Deutschland nach dem zweiten Weltkrieg eine Hyper-Inflation. Der Staat ließ einfach immer mehr Geld drucken, um die Kriegsschulden bezahlen zu können. Es gab zum Höhepunkt sogar gedruckte Millionen-Mark-Scheine, da alles so viel kostete. Um einen Brief zu versenden, musste man 2 Millionen Mark bezahlen. Das Papiergeld verlor seine Bedeutung als Zahlungsmittel fast völlig und das gesparte Geld auf dem Konto der Leute war nichts mehr wert. Glück hatten die Menschen, die Immobilien oder Gold besessen hatten.

Was bedeutet dagegen Deflation?

Deflation ist das Gegenteil von Inflation und bedeutet, dass das Geld wertvoller wird und die Preise sinken. Deflation wird vor allem dadurch bewirkt, dass weniger Geld in Umlauf gebracht wird oder die Nachfrage aus irgendwelchen Gründen sinkt. Sie kann aber auch durch Innovationen wie z.B. neue Maschinen und Technologien bewirkt werden, sofern die Produktivität und der Output einer Wirtschaft dadurch erheblich erhöht werden. Dann sind mehr Produkte vorhanden als zuvor bei gleicher Geldmenge. Preise von Produkten müssen gesenkt werden, damit sie verkauft werden. Phasen der Deflation treten normalerweise nach einer langen Phase der Geldmengenausweitung durch die Zentralbanken auf.

Was ist derzeit das Problem?

Die Inflation 2021 steigt derzeit so sehr wie seit vielen Jahren nicht. Momentan liegt sie in Deutschland erstmals seit 28 Jahren bei 4,5%, in den USA sogar bei 5,4%. Das erschreckt viele Sparer, auch wenn manche Experten noch der Meinung sind, dass es sich nur um vorübergehende Höchstwerte handelt. Die Aktienmärkte werden durch die Inflationszahlen belastet, da man davon ausgeht, dass die Hüter der Währungen bald die Zinsen erhöhen müssen. Nur so können sie der Inflation entgegenwirken.

Denn die Inflation ist durch ihren Dominoeffekt problematisch. Wenn mehr Geld da ist, als es Ware gibt, können Waren knapp werden und Unternehmen erhöhen ihre Preise, da die Kunden bereit sind, mehr dafür zu bezahlen. Doch mit steigenden Preisen verliert das Geld in den Portemonnaies an Wert. Wenn die Kaufkraft des Geldes abnimmt, benötigen die Menschen höhere Löhne, um den gleichen Lebensstandard zu halten. Wenn sie allerdings höhere Löhne bekommen, werden die Unternehmen diese Mehrkosten wieder auf die Produkte schlagen und Produkte werden noch teurer. Dieser Teufelskreis an Löhnen und Preisen ist nur schwer zu stoppen.

Wenn nur ein Sektor betroffen ist, kann Inflation gut verdaut werden. In den USA stieg die Nachfrage nach Autos während der Pandemie stark an, gleichzeitig gab es eine Verknappung an Fahrzeugen wegen des Chip-Mangels. Daraufhin schossen die Autopreise in die Höhe. Das betraf allerdings nur die Menschen, die gerade ein Auto brauchten. Wenn Inflation in vielen Sektoren auftritt, wird der Verbraucher allerdings generell geschwächt und es wird zum ernsthaften Problem.

Warum kommt es gerade jetzt zur hohen Inflation?

Es gibt einige Gründe für die derzeit steigenden Preise. Vieles geriet durch die Pandemie aus dem Gleichgewicht. Einerseits bedeuteten Hilfsprogramme der Regierungen, dass viel Geld gedruckt wurde (und der Schuldenberg größer wurde). Andererseits haben die Menschen während der Pandemie durch die Schließungen von Freizeitaktivitäten, Bars und Restaurants viel gespart und haben daher volle Geldbeutel. Sie sind damit in der Lage, höhere Preise für knappe Produkte zu bieten. Die Preise für Autos in den USA sind dafür ein gutes Beispiel. Dort entstand durch die Pandemie auch ein Arbeitermangel, aus dem weniger Produktivität und steigende Löhne resultierten. Die verbliebenen Arbeiter konnten nun mehr Geld verlangen, da sie händeringend gebraucht wurden.
Energiepreise steigen momentan rasant, da die Produktion von Öl und Gas der gestiegenen Nachfrage nach Pandemie-Ende hinterherhinkt. Auch die Supply-Chain für Produkte unterliegt großen Störungen. Es gab zu wenig LKW-Fahrer, Hafenplätze und Warenhäuser, was zu Verspätungen und Zusatzkosten führte. Die Probleme sind jetzt im November 2021 noch nicht ganz gelöst.

Wie kann man sich vor der Inflation schützen?

Wenn die Preise steigen, sollte man kein Geld einfach auf dem Konto liegen haben, das man nicht bald braucht. Man kann sich mit einem Inflationsrechner ausrechnen, wieviel das ersparte Geld auf dem Konto an Wert verlieren wird und wieviel man in 20 Jahren noch davon kaufen kann. Bei 4% Inflation wird sich die Kaufkraft schon nach ca. 20 Jahren halbiert haben.
Sachwertanlagen wie Aktien, Gold oder Immobilien gelten als gute Absicherung. Dazu verlinke ich einen guten Artikel aus der Süddeutschen Zeitung und gebe hier ein paar Tipps (Disclaimer beachten):

Aktien

Bei Aktien muss man aufpassen, dass man in die richtigen Firmen investiert. Denn nicht alle Unternehmen können die höheren Kosten für ihre Produktion, den Transport und die Löhne voll weiterreichen. Kunden akzeptieren nicht jeden Preis und Margen könnten leiden. Deshalb sollte man Aktien von Firmen kaufen, die eine gewisse Preissetzungsmacht und eine starke Marke besitzen. Für ihre Produkte werden auch höhere Preise bezahlt, da diese mehr oder weniger unverzichtbar sind. Ihre Aktien haben also sozusagen einen Inflationsschutz. Als Beispiel nennen Analysten der Schweizer Bank UBS Unternehmen wie Apple, Nike, Salesforce und Coca-Cola. Goldman Sachs hat Aktien wie Procter & Gamble, Edward Lifesciences (Herzklappen) und Cadence Design Systems (Anwendungssoftware) auf der Liste.

Rohstoffe

Auch die Investition in Rohstoffe gilt als klassischer Inflationsschutz. In den 1970er und 1980er Jahre gab es Phasen mit stark steigender Inflation, steigenden Zinsen, negativen Realrenditen und daraus resultierend stark steigende Rohstoffpreise. Ein Beispiel dafür wäre die Anlage in den World Exploration Fund (WKN: A0J3UF) oder den Lyxor Bloomberg Equal-weight Commodity ex-Agriculture ETF (WKN: ETF090).

Wer direkt auf Gold setzten möchte, kann neben echten Münzen auch dem Gold steuerlich gleichgestellte Zertifikate wie Xetra Gold (WKN: A0S9GB) kaufen. Neben diversen Aktien aus dem Gold-Sektor gibt es auch ETFs, die stark von steigenden Goldpreisen profitieren wie z.B. den VanEck Vectors-Gold-Miners-ETF (WKN: A12CCL).

Immobilien

Wer bereits Immobilien besitzt oder abbezahlt, kann sich freuen. Von steigenden Immobilienpreisen kann man auch profitieren, indem man sich den VanEck Vectors™ Global Real Estate ETF (WKN: A1T6SY), ins Depot holt, der Firmen wie Prologis, Simon Property, Public Storage und Vonovia enthält.

Kryptowährungen

Für Mutige kann ansonsten eine Investition in Krypto-Währungen interessant sein, da einige von ihnen in ihrem Angebot begrenzt sind – so wie der Bitcoin. In manchen Trading Apps kann man bereits gängige Kryptowährungen kaufen. Ansonsten gibt es ETNs wie den CoinShares Physical Bitcoin (WKN: A3GPMN).

Fazit

Inflation einfach nur auf dem Tagesgeld-Konto auszusitzen, ist keine gute Idee. Bei allen Anlagen bleibt insgesamt immer die Diversifikation sehr wichtig. Gerade in unsicheren Zeiten lohnt es sich, auf mehrere Pferde zu setzten und in seinen Investments besonders breit aufgestellt zu sein.

Viel Erfolg beim Investieren!

Deine Marie

P.S.: Willst Du wissen, wer hinter Money Minds steckt? Dann besuche meine About-Page.

P.P.S.: Möchtest Du mehr zum Thema Börse & Aktien erfahren? Ich habe zahlreiche Blog-Artikel zum Thema Investieren, aber auch zu den Themen Sparen und Budgetieren geschrieben.